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Umweltbewusstsein als Zukunftstrend

Recycling und natürliche Materialien machen sich immer nachhaltiger in der Interieurszene breit, in der es bis vor einigen Jahren noch ausschließlich um immer Neues ging.

Recycling und natürliche Materialien machen sich immer nachhaltiger in der Interieurszene breit, in der es bis vor einigen Jahren noch ausschließlich um immer Neues ging.

 

Innsbruck – Bislang evozierte jede einzelne Saison und jede große, internationale Messe die allerneuesten Trends im Interieurbereich. Diese Entwicklung hat sich nun eingebremst und wird sogar inzwischen locker mit links auf der umweltbewussten Schiene überholt. Recycling und bisher eher ungewöhnliche Materialkombinationen oder Texturen haben nun das Sagen, sind absolut en vogue.

Die Faszination des jeweiligen Materials bleibt aber, gepaart mit der Gestaltungsmöglichkeit, nur eben auf einem ganz anderen Niveau; wenn auch technisch nicht weniger herausfordernd, als es früher war.

Ein gutes Beispiel ist definitiv das Thema Kunststoff. Seit Langem das Material der Wahl, etwa bei Charles und Ray Eames, aber genauso bei Kartell oder Ron Arad und vielen anderen. Auch der vom dänischen Architekten und Designer Verner Panton Ende der 1950er-Jahre entwickelte, einst elitäre Freischwinger aus fiberglasverstärktem Polyester fällt in diese Kategorie. Heute ist er omnipräsent, es gibt ihn in jährlich wechselnden Farben und auch als Kinderversion – seit 1999 übrigens aus recycelbarem, mattem Polypropylen hergestellt.


Gut für die Umwelt: Viele Möbel werden bereits aus recyceltem aus dem Meer gefischten Kunststoff hergestellt.

Bei Vitra ist man da mit dem Plastic Chair von Ray und Charles Eames, der 1950der erste industriell gefertigte Kunststoffstuhl war, schon wesentlich weiter und eben umweltbewusster. Schon seit etlichen Jahren werden die Sitzschalen aus immer nachhaltigeren Materialien gefertigt und nun werden sie aus recyceltem Kunststoff produziert. Basis für das hochwertige Recyclingmaterial ist die deutsche Wertstoffsammlung „Der Gelbe Sack“ und damit hauptsächlich gebrauchte Verpackungen. Parallel zur Änderung des Materials wurde übrigens auch die bestehende Farbpalette erweitert, wobei durch die Zusammensetzung des Recyclingwerkstoffes in den Farben kleinste Sprengsel entstehen. Nur die Farbe Weiß kann mit dem Recyclingmaterial nicht umgesetzt werden. Die Recyclingvariante im Farbton „cotton white“ ist aber auch super cool.

Die Haptik des Materials und, aus heutiger Sicht, ein gewisser Retro-Touch faszinieren immens und nun wieder mit ziemlich gutem Gewissen. Das Recycling von Kunststoff, um daraus Möbel zu entwickeln, wird immer beliebter.

Sei es, man fischt das Material aus dem Meer und macht daraus, ohne viel Brimbamborium, einen kleinen dreibeinigen Hocker mit schlammbrauner Sitzfläche, so wie den Sea Chair vom Kunst-Kollektiv Studio Swine (Alexander Groves, UK, und Azusa Murakami, JP), der bereits 2019 bei der „Critical Tide Exhibition“ im Designmuseum in Helsinki vorgestellt wurde. Sei es, man agiert komplexer, wie das dänische Label Normann Copenhagen, für das Designer Simon Legald, der sein Handwerk an der „Royal Danish Academy of Fine Arts“ gelernt hat und dessen Entwürfe zwischen Handwerkskunst und Industriedesign changieren, mit der Serie Bit Stool eine Reihe witziger, bunter und sehr zeitgeistigen Hocker entwickelt hat. Die multifunktional sind.


Auch in den eigenen vier Wänden sollte man auf langlebige Möbel oder Möbel aus recycelten Materialien nicht verzichten.

Die Farbpalette reicht von Schwarz über Blau, Rot und Grün bis zu Gelb und Weiß, wobei die Farben immer wie verpixelt wirken. Formal hat sich Legald von Monolithen und Säulen aus der klassischen griechischen Architektur inspirieren lassen und diese Grundideen auf modern getrimmt. Was das Material betrifft, nennt sich das Ganze „post-industrielles Polyethylen“ und ist zu 100 % recycelter Kunststoff, der in einem speziellen Verfahren bei 120 Grad bis zum Schmelzpunkt erhitzt wird. Durch diesen Prozess ist es möglich, das Material unzählige Male zu recyceln und umzuschmelzen, ohne dass es seine Eigenschaften verändert. Das Ergebnis ist eine eindrucksvolle Tiefenwirkung und Struktur. Es lebe die Haptik! Und: Das Material ist von minus 10 Grad bis plus 50 Grad, also für drinnen und draußen, bestens geeignet. Wie üblich hat Legald auch hier komplett auf unnötige Details verzichtet – Simplizität ist das oberste formale Gebot. So etwa auch für eine Ablagefläche neben dem Bett in knalligem Giftgrün.

Als kommender Material-Hit gilt aber auch Seegras. Poppte auch bereits 2019 in Helsinki auf, wo es sogar ein „Seaweed Design Laboratory“ gab. Und nun präsentiert aktuell Normann Copenhagen mit dem Mat Chair einen Stuhl aus Seegras, der sich für drinnen und draußen eignet und sich den diversesten Einrichtungsstilen anpasst. Recycelbar? Eh klar!

Von Ursula Philadelphy, erschienen am 06.04.2024 in der Tiroler Tageszeitung

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